Wenn der Wurm drin ist
Konflikte mit dem Lebenspartner, mit Arbeitskollegen, mit der Familie – überall brennt es. Auch die Freunde werden weniger, die in meinem Leben schon viel aufgefangen haben. Aber ich komme selbst nicht dahinter, wie der Wurm aussieht, der sich hier durch mein Leben nagt. Und jetzt? Eigentlich brauche ich Hilfe. Aber bisher bin ich auch ohne weitergekommen.
Hier kämpfen Stolz und Selbstachtung mit dem Unbehagen am eigenen Leben. Die Schwelle, eine Therapie zu beginnen, ist enorm hoch. Ist es nicht eine persönliche Kränkung, das eigene Leben nicht im Griff zu haben? Ist es nicht demütigend, sich tatsächlich einzugestehen: Ich komme einfach nicht mehr zurecht, mir fehlt es an inneren Know-how für mein eigenes Dasein.
Wie viel leichter ist es, wegen eines gebrochenen Arms zum Spezialisten zu gehen. Selbst der Gang zum Sozialamt ist für viele im Vergleich zur Terminvereinbarung mit einem Therapeuten ein Spaziergang.
Ein interessantes Phänomen beobachte ich in meiner Praxis: Wer den Schritt endlich gewagt hat, kommt immer wieder. Die Klienten möchten wissen, wo der Wurm drin ist. Sie möchten nicht mehr Spielball ihrer Ängste und Muster sein. Mit wachsender Selbsterkenntnis wächst auch die Freiheit: Freiheit von Lebenslügen, blinden Flecken und Selbsttäuschungen, Freiheit, das zu entscheiden und zu tun, was man wirklich möchte. Und mit jedem Schritt tun sich mehr Klarheit, Leichtigkeit und Gelassenheit auf.