Der innere Schweinehund

Jeder hat so seinen inneren Schweinehund. Manchmal knurrt er leise, wenn sein Herrchen durch den Garten streift und feststellt: Man sollte mal endlich den Rasen mähen. Sowieso ist der Satzanfang „Man sollte“ ist eine gern genommene Wendung eines jeden Schweinehund-Besitzers. Wenn es um die Steuererklärung geht, die nächste Hausarbeit oder die Dissertation haben viele Schweinehunde ihre eigene Strategie. Entweder, sie locken mit verführerischem Wetter oder bauen eine dicke Barrikade aus allen anderen Dingen, die dringend gemacht werden Schweinehundmüssen. Und zwar vorher.

Mit dem inneren Schweinehund lässt es sich in friedlicher Koexistenz leben. Aber nicht immer: Manchmal macht er sich so breit, dass das ganze Leben keinen Spaß mehr macht. Die unerledigten Anforderungen häufen sich, und alles auf den letzten Drücker zu schaffen, erscheint eigentlich aussichtslos.

Aber warum quäle ich mich so? Wieso kriege ich einfach nicht die Kurve? Warum kann ich mir nicht den Ruck geben, wenigstens einmal anzufangen? Stattdessen ziehe ich mich zurück, bin deprimiert, schäme mich. Ein Looser an der Leine des Schweinehunds. Denn schließlich kann mich der Schweinehund den Studienabschluss oder die Karriere kosten.

Tipps gegen Aufschieberitis gibt es viele, Leistungsanreize auch. Aber damit das greifen kann, ist es erst einmal gut hinterfragen: Was steckt eigentlich hinter dem Vertrag mit unserem Schweinehund? Oft kann erst dann Energie und Lust auf Veränderung entstehen.

Also: dem Schweinehund mal tief in die Augen schauen. In der Kreativtherapie lässt sich herausfinden, wie das Biest eigentlich aussieht, wie groß es ist, wie es sich anhört und von was es ernährt. Dabei wird man feststellen, dass man mit den Viech einen Vertrag geschlossen hat, von dem beide Parteien profitieren: dem Schweinehund und Ich. Was passiert eigentlich, wenn ich kündige? Auf was muss ich dann verzichten? Oder hat mein Schweinehund vielleicht auch ein bisschen Recht?