Schau mir in die Augen, Kleines

Es gibt diese Kinderwagengucker, die mit spitzen Schreien des Entzückens in jeden Buggy schauen. Sie sind ja auch wirklich süß, die kleinen Kinder. Ein Trick der Natur, denn sie wollen wirklich gesehen werden – damit sie groß und stark werden, auch psychisch und geistig.

Eine Hand am Kinderwagen, eine Hand am Smartphone, so sehe ich oft junge Mütter durch die Stadt gehen. Kein Wunder. Das Leben scheint an einem vorbeizurauschen, wenn man heutzutage ein Kind bekommt. Man fühlt sich oft abgeschnitten von Freunden und Kollegen, die tagsüber arbeiten und alle Möglichkeiten haben, sich auszutauschen. Ausgehen tun die anderen, selber braucht man jede Mütze Schlaf, die man kriegen kann. Schön, wenn man dann hin und wieder eine Nachricht bekommt und das Gefühl hat, nicht ganz vergessen zu sein.

Manchmal beobachte ich aber auch, dass die Kinder im Kinderwagen keine Chance haben, einen Blick zu erhaschen. Mama guckt ja ins Handy. Und das scheint offensichtlich wichtiger zu sein, spannender, mehr Wert. Da hilft nur ein ordentliches akustisches Signal, am besten erst mal meckern, und wenn das nicht hilft, dann schreien oder brüllen. Manche Kinder sind das schon so gewohnt, dass es anders nicht geht. Andere – und da tut mir das Herz weh – haben es aufgegeben. Die Ausbildung eines gesunden Selbstwertgefühls hängt von der Bindung ab, die Eltern zu ihren Kinder entwickeln. Diese festigt sich sehr wohl auch über liebevollen Blickkontakt.

Schauen und angeschaut zu werden ist für ein kleines Kind ganz wesentlich. Nur so kann es sich vergewissern: Es gibt mich tatsächlich! Wenn ich lächle, lächelt jemand zurück – ich bin wirksam, ich bin wer. Ich bin nicht allein, da ist jemand wirklich für mich da. Die Neurowissenschaft bestätigt, dass zur Ausbildung von Identität, Persönlichkeit und Intelligenz der Augenkontakt mit den ersten Bezugspersonen entscheidend beiträgt. Also: WhatsApp und Facebook öfter in der Tasche lassen und mit dem eigenen Kind flirten.