Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen
Gespräche können Gefühle erzeugen. Müssen aber nicht. Es ist für viele Menschen – vor allem die Intellektuellen und manche Gesprächstherapie-Erfahrenen – ein Leichtes, ihre Probleme wortreich zu umkreisen, ohne irgendetwas dabei zu fühlen, das heißt: ohne dorthin zu gelangen, wo Veränderung möglich wäre.
Wir bestehen nicht nur aus unserem Kopf, auch wenn man sich damit trefflich abschneiden kann vom Rest des eigenen Erlebens. Denn das Wissen um das eigene Problem ist nur ein erster Schritt. Wer dort stehen bleibt, kann sich in einer Problemtrance einrichten. Das Problem wird so zu einem Bestandteil des Lebens, das sich immer weiter vertieft – wie bei einer kaputten Schallplatte, wenn sich die Nadel immer tiefer eingräbt: Keine Chance mehr, von allein auf eine andere Spurrille zu kommen, um das Musikstück des Lebens weiterzuspielen.
Was hier fehlt, sind neue Erfahrungen, die zeigen, dass Veränderung möglich ist. Dafür stehen die Methoden der Kreativtherapie. Zum einen kann sich hier Unaussprechliches auf andere Weise über Musizieren, Malen oder in Rollenspielen zeigen, zum anderen lässt sich unter „Laborbedingungen“ in der Therapie experimentieren: Wie sieht dieses Angstgespenst eigentlich aus? Wie fühlt es sich an, wenn ich den Schritt tatsächlich mache? Was wäre, wenn ich es so machen würde, wie ich es mir insgeheim immer gewünscht habe? Von dort aus eröffnen sich vielfach überraschende Wege – die Grammophonnadel kann auf eine neue Lebensmelodie hüpfen.